Eine Regen- Gute- Nacht- Geschichte
Jeden Abend wünschte sich die kleine Anna eine Gute- Nacht- Geschichte von ihrer Mutter. Je nach Stimmung wollte sie eine Geschichte hören über Tiere, über Spielzeug oder über Dinge, die ihr gerade einfielen.
Heute wollte sie eine Regen- Gute- Nacht- Geschichte. Und da hatte sie Glück, denn vor nicht allzu langer Zeit hatte ihre Mutter den Regen belauscht.
Er murmelte ständig vor sich hin: “Ach, sowas- ach, sowas! Ich würde so gerne mal etwas anderes tun als regnen, immer nur regnen und regnen. Und immer bin ich nass und nass und nass.“
Annas Mutter überlegte sich, wie sie dem Regen helfen konnte- aber was konnte der Regen schon tun- außer regnen?
„Einmal würde ich gerne Rad fahren…“ so jammerte der Regen.
Und da erfand die Mutter ein Fahrrad, das nur der Regen fahren konnte. Hinten, statt eines Gepäckträgers, war ein Topf, der füllte sich mit Regenwasser und brachte beim Überlaufen die Räder ins Rollen. Natürlich musste der Regen mit Stützen radeln- das machte ihm aber nichts aus.
Er wurde immer zufriedener, aber nass war er immer noch.
„Einmal würde ich gerne Ball spielen….“ so jammerte der Regen wieder.
Also baute die Mutter ihm ein Becken mit drei Bällen. Dort konnte er hineinregnen so viel er wollte und er musste versuchen, die drei Bälle nacheinander möglichst hoch hüpfen zu lassen. Das machte ihm viel Spaß.
Er wurde immer zufriedener, aber nass war er immer noch.
„Einmal würde ich gerne Musik machen…“ so jammerte der Regen ein andermal.
Da stellte Annas Mutter ihm ein großes Glockenspiel in den Garten und der Regen konnte so laut und so schön Musik machen, wie er nur wollte.
Und während er seine Tropfen fallen ließ und den eigenen Klängen lauschte, da wurde er immer zufriedener und zufriedener und – trockener und trockener!
Als der letzte Regenton erklang, begann die Sonne zu scheinen.
Da lachte die Mutter und freute sich auf den nächsten Regen- gespannt was er sich wohl diesmal wünschen würde.
Als die Regen- Gute- Nacht- Geschichte zu Ende war, war Anna tief und fest eingeschlafen.
Leise schlich Mama sich hinaus und war gespannt, welche Gute-Nacht-Geschichte sich Anna wohl morgen wünschen würde.
Da hörte sie wieder etwas in der Nacht - und schmunzelte. Denn es konnte niemand besser regnen als der Regen.
